DIE WELTEN VON OLAF KAH!
  • AUF START & ANFANG
  • Wer ist ...?
  • Bücher & Geschichten
    • Blog: Ich, hohle Nuss
    • Bilderbücher >
      • DAS BIN ICH
      • ICH FINDE ...
      • FERNSEHEN IM KOPF
    • RAUNA SOMNIA - Wanderin zwischen den Welten
    • Die neuen Abenteuer von RAUNA SOMNIA!
    • ALLEIN
    • Weihnachten fällt aus(?)
    • SICHTWEISEN. Erzählband gegen das Vergessen.
    • ALLEIN IST NUR DIE HÄLFTE
    • BRAZZEN
  • Musik
    • OLAf Kah & His Boy
    • SØR
  • Grafiken
  • Kontakt






Ich, Hohle Nuss

Wunschkind. Ja oder Nein?

25/4/2020

0 Kommentare

 
Weiss Gott, nein! Ein Wunschkind war ich wahrlich nicht. Ich war von Anfang eine Wundertüte mit vollen & hohlen Nüssen, daher vielleicht mein Name. Jedenfalls war ich die reinste Überraschung, beginnend mit der Empfängnis während des Stillens, bis hin zur Gewissheit, dass ich wirklich im Bauch meiner Mama existierte.
Wenn ich bis dahin auch kein Wunschkind war, änderte sich dies schlagartig, als sich meinen Eltern eine neue Welt an Möglichkeiten auftat. Nämlich die, von einer 2-Zimmer-Atbau-Wohnung in eine 4-Zimmer-Neubau-Wohnung umzuziehen. Das war nur mit mir als fünftes Rad am Familienwagen möglich. Also wurde alles dran gesetzt, dass es mich gibt und ein Plan aufgestellt, wie sie vorgehen wollten.
Bevor ich auf der Welt war, wurde ich auf Ämtern in der Kugel vorgeführt und dort zeigte man mit dem Finger auf mich: "Seht her, dort drin ist es, die hohle Nuss, für die wir mehr Platz benötigen."
Half kein jammernder Auftritt, wie beengt es doch in der alten Wohnung mit mir sein würde, wurden auf die Partei verwiesen, die sich doch um alle Erdenbürger gleichwohl kümmern sollte.
Langsam aber allmählich setzten sich die amtlichen Zahnräder in Bewegung, denn ich hatte ja nicht alle Zeit der Welt in meiner Kugel. Es musste eine grössere Wohnung her. Das begriffen nach und nach auch die sozialistischen Beamten und schlugen meinen Eltern Wohnungen und nochmals Wohnungen vor.
Nun rümpften wiederrum meine Eltern die Nase, denn was sie angeboten bekamen, entsprach vielleicht der damaligen Zeit aber nicht ihrem Geschmack.
Ein Angebot war zum Beispiel eine 5-Zimmer-Altbau-Wohnung in bester, nobler Lage. Da hätte sogar meine Oma väterlicherseits mit einziehen können. Jedoch verwies mein Vater darauf, dass es doch nicht anginge, eine junge Mutter von drei Kindern, die gerade niedergekommen sein wird, in der Nacht über den Hof zu jagen, um den Abort, ein Plumpsklo in einer kleinen Holzhütte versteckt auf der gegenüberliegenden Seite des Hofes, nutzen zu lassen. Im Hinterkopf hatte meine Vater aber eigentlich: 'Ich setz mich doch nicht im Winter, wenn es schneit und stürmt dort auf's Klo, um meine Zeitung zu lesen.' Dabei machten sie gar traurige und verzweifelte Gesichter. Das erweichte einen Beamten, der sich daraufhin zu einer Bemerkung hinreißen liess: "Wenn sie noch etwas Geduld an den Tag legen würden, könnte ich ihnen einen Einblick in eine Akte des 5-Jahres-Bauprogramm der Stadt gewähren. Aber sie setzen mich ja geradewegs so unter Druck, dass ich davon wohl absehen müsste, damit ihre Akte schneller bearbeitet wird."
Meine Mutter machte als erstes einen nicht gerade untertänigen Bückling und frage: "Was meinen sie damit, wenn sie mir das bitte erklären könnten?"
"Nun", setzte der Beamte gönnerhaft fort, "es wird gemunkelt, dass zwei, drei Monate nach ihrer Niederkunft ein Bauprojekt von epochaler Wirkung fertiggestellt sein soll. Soweit alles nach Plan geht, vorausgesetzt natürlich."
"Jetzt spannen sie uns doch nicht so auf die Folter", polterte mein Vater dazwischen. Er sah bereits das neue Licht am Horizont aufkeimen und wollte es so schnell wie möglich greifen.
"Also denn", sagte der Beamte, "wenn sie noch etwas Geduld zeigen und bis Frühjahr Zeit hätten, kann ich ihnen eine nigelnagelneue Neubauwohnung als Erstbezüger anbieten."
Jetzt lehnten sich meine Eltern zufrieden zurück: Das war es, was sie gehofft hatten, dass einer der kleinen Beamte ihnen auf dem Leim ging, wenn sie nur mit dem Finger auf mich in der Kugel zeigen. Jetzt war ich mehr als nur willkommen. Bevor ich begriff, dass ich, noch nicht einmal auf der Welt, schon ausgenutzt wurde, war es zu spät. Meine Augen erblickten das Licht im Krankenhaus und einige Zeit, wurde ich noch zwischen einer alten Welt und der Neuen Welt hinundher kutschiert.
Bild
0 Kommentare



Hinterlasse eine Antwort.

    Autor: Olaf Kah

    In Dresden geboren, aufgewachsen, studiert, gearbeitet. Über Berlin in die weite Welt gezogen, wohnt er heute in der Nähe von Basel.

    Archiv

    Mai 2020
    April 2020

    Kategorien

    Alle

    RSS-Feed

Powered by Create your own unique website with customizable templates.
  • AUF START & ANFANG
  • Wer ist ...?
  • Bücher & Geschichten
    • Blog: Ich, hohle Nuss
    • Bilderbücher >
      • DAS BIN ICH
      • ICH FINDE ...
      • FERNSEHEN IM KOPF
    • RAUNA SOMNIA - Wanderin zwischen den Welten
    • Die neuen Abenteuer von RAUNA SOMNIA!
    • ALLEIN
    • Weihnachten fällt aus(?)
    • SICHTWEISEN. Erzählband gegen das Vergessen.
    • ALLEIN IST NUR DIE HÄLFTE
    • BRAZZEN
  • Musik
    • OLAf Kah & His Boy
    • SØR
  • Grafiken
  • Kontakt