DIE WELTEN VON OLAF KAH!
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Ich, Hohle Nuss

Eltern, Teil 1

27/5/2020

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Es ist nicht leicht über seine Oldies, wie ich sie nenne, zu sprechen. Denn das würde alleine schon viele Seiten füllen. Nun denn.
Oft wird gesagt: Die Nuss fällt nicht weit vom Stamm. Nur die hohle Nuss fliegt weiter. So scheint es auch bei mir zu sein, denn aus meinem Elternhaus bin ich ziemlich früh mit 19 in eine kleine aber eigene Einzimmerwohnung geflüchtet.
Da wären wir schon beim Thema: Geflüchtet.
Ja, mein alter Herr ist ein Kind der Krieggeneration. Geflüchtet aus Ostpreussen im kalten Winter 1944/45 vor der Nazipropaganda, dass die bösen und brutalen Russen auf dem Vormarsch sind und an den Deutschen kein gutes Haar lassen. Dabei kam nur die Rote Armee, und die hatte bereits neue Befehle bekommen. Aber das wusste der damals 10jährige kleine Junge nicht und floh mit seiner Mama "heim ins Reich", was ihm nicht gut bekam, denn erfrorene Zehen sahen auch für mich komisch aus und seine frühzeitig  ergrauten Haaren, lassen sehr wohl an der Propagande zweifeln.
Angekommen in Berlin ging es in ein Verteilzentrum, was eher ein Lager war. Sie mussten nicht lange warten, denn schon bald wurden sie nach Lockwitz in ein freistehendes Wohnhaus auf der Höhe eingeteilt. Also ging es wieder auf die Socken.
Das sie nach Lockwitz kamen, war mein späteres Glück, denn meine Oma, die Mama meines alten Herrens, konnte in der hiesigen Saftkelterei arbeiten und bescherrte uns bis zu ihren Tode ein jährliches Kontigent an frisch gepressten, klaren Apfelsaft und manchmal auch Erdbeersaft.
Auch wenn mein alter Herr nach einer Maschinenschlosserausbildung zum Neulehrer umschulte war er kein Kind der Traurigkeit. Er hat auch Fenster mit einem Fussball zerschossen, Fahrräder geschrottet und anderen Schabernack getrieben. So hat er aus überzeugten jugendlichen Leichtsinns in den 1950er Jahren für die KPD Flugblätter und anderes Material von der einen Seite Deutschlands zur anderen Seite deutscher Landen nach Wuppertal geschmuggelt. Woher ich das weiss? Das hat alles meine Oma mir erzählt, denn mein alter Herr selbst wollte nie über seine Kindheit reden, bzw. sollten wir Kinder alles besser und nicht nach machen. Nur das mit den Flugblättern hat er bei mir später gut gefunden. Dazu jedoch ein anderes Mal mehr.
Informationen aus erster Hand von ihm bekam ich nur aus einem Erwachsenenleben. So war er passionierter Bergkletterer und ehrenamtlich beim Bergrettungsdienst und im Bergsteigerchor. Warum ich Höhenangst habe, weiss ich bis heute nicht. Dann hat er in Schiebock Fussball gespielt. Leider konnte er keine Profikarriere hinlegen, da ohne seine Brille mit den Flaschengalsgläsern er praktisch blind war. Die Brille hatte er als Jugendlicher bekommen, nachdem er nach mehreren Operationen seine Netzhaut hergab. Und er begeisterte sich für Sprachen, denn er wollte in die weite Welt hinaus. Das ging jedoch nur über Sprachen lernen. Egal welche, Hauptsache die Welt sehen.
Das Angebot in den 1960er Jahren als Aufbau- und Entwicklungshelfer nach Ägypten zu gehen, hat aber nicht die Sprache Arabisch verhindert, sondern meine Mama, die gemeint hat: "Entweder Nordafrika oder ich." Er hat sich zum Glück für sie entschieden. Wer weiss, wie ich ausgesehen hätte mit einer anderen Mama. Insgeheim war er, glaube ich, froh, nicht arabisch zu lernen.
Jahre später jedoch gab es dann für ihn keine halten mehr. Da hatte er alles bereits in Sack und Tüten: Kind und Kegel sozusagen. Das konnte ihn keiner mehr nehmen. Daher nahm er 1978 das Angebot an, als Alphabetisator in die Berge von Nicaragua, an der Grenze zu El Salvador und Honduras zu gehen. Dort sollte er armen Bergbauerkinder das Lesen und Schreiben beibringen. Das klappte wohl sehr gut, denn bis 1988 sah ich ihn nur noch an Weihnachten. Aber nicht das ihr denkt, wir hätten ihn besucht. Nein, er kam aus dem NSW-Nicaragua zu uns nach Hause. Erst Jahre später bin ich mit ihm gemeinsam dort hingefahren, wo er alleine unter fremden Freunden gewesen war.
So, dass soll es erst einmal gewesen sein. Denn im weiteren Verlauf meines hohlen Lebens wird es bestimmt noch die ein oder andere Anekdote geben.
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Namen: Schall & Rauch

13/5/2020

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Sind für euch Namen auch Schall und Rauch? Für mich in vielen Fällen schon. Vorallem, wenn ich gefragt werde, warum mich meine Eltern Hohle Nuss genannt haben.
Mensch! Das weiss ich doch nicht. Fragt sie selbst. Denkt ihr mein Name gefällt mir auf Anhieb? Nee, tut er nicht. Bis heute tu ich mich schwer damit. Vorallem seitdem er ein Schlagwort geworden ist, so nach dem Motto: "Hihihi, hohle Nuss. Wie die Nuss beim knacken, wenn sie faul ist. Hihihi." Und dann zeigt man mit dem Finger auf mich. Blöd so was.
Ich weiss jedenfalls nur soviel, dass meine Mama mal einen Jungen kannte, der eine hohle Nuss war, den aber doch alle gern hatten, deshalb hat sie mich so genannt. Aber warum sie es durchgezogen hat, weiss ich nicht. Ich würde auch lieber einen Namen mit einer andere Bedeutung haben, wie zum Beispiel: Reicher Königssohn, oder Volkes Heimat, oder tapferer, starker Bär. Aber nee, ich bleibe auf ewig Hohle Nuss.
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Scheidungsenkelkind

8/5/2020

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Jetzt ist es raus. Ja, in jeder Familie gibt es Geheimnisse. So war ich bereits im zarten Alter eines Embryo ein Scheidungskind. Ein Scheidungsenkelkind.
Ihr wisst nicht was das sein soll? Das ist doch ganz einfach: Bevor ich auf die Welt kommen konnte, brauchte es meine Eltern für ... na, ihr wisst schon. Das mit den Bienen und Blumen, oder so ähnlich. Also, und damit es meine Eltern geben konnte, brauchte es wiederum Eltern. Nämlich ihre Mamas und Papas, meine Grosseltern. Und die waren alle geschieden.
Könnt ihr euch das vorstellen? Alle geschieden. Was waren das für Sitten damals? Die haben sich einfach scheiden lassen können. Na gut, vor die Partei musste der Vater meiner Mutter schon antreten. Erst musste er sich jeweils die Erlaubnis von der brauen Partei zur Hochzeit und dann von der rote Partei zur Scheidung einholen. Hauptsache er hatte das richtige Parteibuch aus seiner Tasche vorlegen können. Aber Opa war nicht farbenblind und hat nichts verwechselt. Das hätte in seinem Beruf als Elektriker auch in die Augen gehen können, wenn er falsche bunte Drähte miteinander verlötet hätte.
Ja, die Grosseltern sind schon eine Last und dann sind sie auch noch geschieden. Nun wirklich, das geht doch nicht. Was soll ich sagen?
Die Eltern meiner Mutter lebten vor ihrer Scheidung auf dem Lande, bis mein Opa in den Krieg zog. Was er dort machte? Das bleibt bis heute und in alle Ewigkeit ein Rästel, denn geredet hat er nie über seine Zeit an der Ost- & Westfront. Nur später gefunden Fotos lassen etwas erahnen ... Nach dem Krieg hörte der Krieg nicht auf, sondern wurde zu Hause fortgesetzt, bis mein Opa mit meiner Mutter vom Land an den Rand der Stadt zog. Aber auch dann wurde es nicht ruhiger. Das ist jedoch eine andere Geschichte.
Die Eltern meines Vaters haben gar nicht erst den Anfang des Krieges abgewartet, sondern haben sich schon vorher scheiden lassen, damit der Vater meines Vaters als politisch Inhaftierter Minenläufer in Griechenland werden konnte. Eine Postkarte hat meine Oma von dort nie erhalten. Auch kam er nicht mehr zurück. Warum auch? Sie waren ja schon geschieden. So kann ich auch kein Bild vom Vater meines Vaters in den Händen halten. Nichts, denn das wenige was sie hatten, ist dann später auf der Flucht aus Ostpreussen vor der Roten Arme verloren gegangen.
Aber so unterschiedlich die Leben von ihnen waren, haben sie eines gemeinsam: mich Scheidungsenkelkind.
Ach ja, was komisch ist, denn ohne die Scheidungen hätte ich meinen Lieblingsopa, den Opa Luga, nicht kennen gelernt. Er war der neue Lebenspartner der Mutter meiner Mutter und voll lieb. Aber auf die Schwester von ihm hätten wir alle gern verzichtet. So wie mein Vater alles auf der Flucht verlor, hat meine Mutter alles an die Schwester von Opa Luga verloren. Jedoch, das ist auch eine andere Geschichte.
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Im neuen Zuhause

2/5/2020

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Jetzt war es endlich soweit oder anders gesagt: Es war Sommer und ich lag auf dem Bett, welches mein Urgroßvater, der Tischler war, für meine Eltern selbst gebaut hatte. Er schenkte es ihnen zum Einzug in die neue Wohnung. Als Lohn konnte er mich mit seinen drei kompletten und zwei fehlerhaften Fingern der rechten Hand am Bauch kitzeln.
Ja, da lag ich nun in der neuen Wohnung, in einer neuen Welt, die mir sehr kühl und leer vor kam. Das lag vielleicht daran, dass die Wohnung selbst noch nicht richtig eingerichtet war. Es fehlten Tisch und Stühle, Bett und Spielzeug und noch anderes musste beschafft werden. Zum Glück gab es Einbauschränke, die bereits gut gefüllt waren. Fliessend warmes Wasser gab es aus dem Hahn. Sogar einen Gasherd zum Kochen, und Fernheizung hatte die Wohnung. Also kein Holzoffen mehr anheizen, wenn meine Windeln ausgekocht werden sollten oder meine Milch warm gemacht werden musste. Kein Ruß und Rauch mehr einatmen, wenn der Ofen gesäubert wurde und ich vor der Ofenklappe auf dem Boden lag. Daher vielleicht meine Abneigung, später gar nicht erst mit dem Rauchen anzufangen.
Ja, nun lag ich so vor mich hin, während mein Vater in die Schule ging. Nein, nein! Er musste nicht nachsitzen. Er war nur Lehrer. Leider. Aber dazu später mehr, denn dafür musste meine Mutter, die eine Auszeit für ihre Kinder von ihrer Arbeit nahm, diese zu Hause nachholen, um uns zu versorgen. Da wir drei mehr oder weniger wilde Jungs waren, gab es viel zu tun. Ach ja, die neue Wohnung sollte ebenfalls fertig eingerichtet, Gardienen aufgehängt und Teppich ausgelegt werden.
Viel wurde ich auf das Abstellgleis ins Bett gelegt, wo ich, wie anfangs schon gesagt, in eine leere Welt blickte. Draussen war es grau in grau und lärmig. Das haben Neubaublocks so an sich, meint man landläufig. Aber das lag nur daran, dass der 5-Jahres-Plan erst in den Kinderschuhen steckte und das Neubaugebiet noch lange nicht fertig war. So gab es noch keine Bäume, die Wiese war ein Schlammfeld, der Wäscheplatz noch nicht zu erkennen und die Straßen und Fusswege nur durch Baumarkierungen sichtbar. Hauptsache alle Wohnungen waren vergeben und somit ihre Bewohner*innen, ob glücklich oder nicht, zumindest zufrieden gestellt, damit niemand mehr auf die Straße gehen oder dort übernachten musste.
Was soll ich sagen? Mir war das doch damals alles so was von egal, denn alles ist viel, wenn man nichts hat. Ich kam mit nichts auf die Welt und lag in einem kuschligen Bett. Das es nicht meins war, erfuhr ich erst viele Jahre später, als es ohne meine Einwilligung gegen ein Neues ausgetauscht wurde. Nur da war es mir wiederum so was von egal, weil es vieles andere gab, was mich interessierte. Heute ärgert es mich, dass ich Urgroßvaters Wertarbeit nicht besser geschätzt habe. Aber hätte ich es selbst behalten sollen? Wohl kaum, denn es war doch ein Geschenk an meine Eltern und nicht für mich. Und weiterschenken geht gar nicht.

Ihr habt euch vielleicht schon gefragt, warum ich eine solch platte Nase habe. Dazu kann ich euch eine kleine Anekdote berichten: Ich bin seither ein Bauchschläfer und am liebsten, so wurde gemunkelt, soll ich mit meinem Gesicht und mit meiner Nase tief ins Kopfkissen vergraben geschlafen haben. Das sorgte sogar bei Ausflügen mit dem Kinderwagen bei einigen Passanten älteren Datums für Unverständnis, so dass sie sich genötigt sahen, meine Oma oder meine Mama darauf anszusprechen, dass ich doch ersticken würde. Ob sie das wohl wöllten?
Ja, schon damals musste meine Familie viele schräge Blicke erdulden und wegen mir Diskussionen über sich ergehen lassen. Das hat sich auch später nie geändert.
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Wunschkind. Ja oder Nein?

25/4/2020

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Weiss Gott, nein! Ein Wunschkind war ich wahrlich nicht. Ich war von Anfang eine Wundertüte mit vollen & hohlen Nüssen, daher vielleicht mein Name. Jedenfalls war ich die reinste Überraschung, beginnend mit der Empfängnis während des Stillens, bis hin zur Gewissheit, dass ich wirklich im Bauch meiner Mama existierte.
Wenn ich bis dahin auch kein Wunschkind war, änderte sich dies schlagartig, als sich meinen Eltern eine neue Welt an Möglichkeiten auftat. Nämlich die, von einer 2-Zimmer-Atbau-Wohnung in eine 4-Zimmer-Neubau-Wohnung umzuziehen. Das war nur mit mir als fünftes Rad am Familienwagen möglich. Also wurde alles dran gesetzt, dass es mich gibt und ein Plan aufgestellt, wie sie vorgehen wollten.
Bevor ich auf der Welt war, wurde ich auf Ämtern in der Kugel vorgeführt und dort zeigte man mit dem Finger auf mich: "Seht her, dort drin ist es, die hohle Nuss, für die wir mehr Platz benötigen."
Half kein jammernder Auftritt, wie beengt es doch in der alten Wohnung mit mir sein würde, wurden auf die Partei verwiesen, die sich doch um alle Erdenbürger gleichwohl kümmern sollte.
Langsam aber allmählich setzten sich die amtlichen Zahnräder in Bewegung, denn ich hatte ja nicht alle Zeit der Welt in meiner Kugel. Es musste eine grössere Wohnung her. Das begriffen nach und nach auch die sozialistischen Beamten und schlugen meinen Eltern Wohnungen und nochmals Wohnungen vor.
Nun rümpften wiederrum meine Eltern die Nase, denn was sie angeboten bekamen, entsprach vielleicht der damaligen Zeit aber nicht ihrem Geschmack.
Ein Angebot war zum Beispiel eine 5-Zimmer-Altbau-Wohnung in bester, nobler Lage. Da hätte sogar meine Oma väterlicherseits mit einziehen können. Jedoch verwies mein Vater darauf, dass es doch nicht anginge, eine junge Mutter von drei Kindern, die gerade niedergekommen sein wird, in der Nacht über den Hof zu jagen, um den Abort, ein Plumpsklo in einer kleinen Holzhütte versteckt auf der gegenüberliegenden Seite des Hofes, nutzen zu lassen. Im Hinterkopf hatte meine Vater aber eigentlich: 'Ich setz mich doch nicht im Winter, wenn es schneit und stürmt dort auf's Klo, um meine Zeitung zu lesen.' Dabei machten sie gar traurige und verzweifelte Gesichter. Das erweichte einen Beamten, der sich daraufhin zu einer Bemerkung hinreißen liess: "Wenn sie noch etwas Geduld an den Tag legen würden, könnte ich ihnen einen Einblick in eine Akte des 5-Jahres-Bauprogramm der Stadt gewähren. Aber sie setzen mich ja geradewegs so unter Druck, dass ich davon wohl absehen müsste, damit ihre Akte schneller bearbeitet wird."
Meine Mutter machte als erstes einen nicht gerade untertänigen Bückling und frage: "Was meinen sie damit, wenn sie mir das bitte erklären könnten?"
"Nun", setzte der Beamte gönnerhaft fort, "es wird gemunkelt, dass zwei, drei Monate nach ihrer Niederkunft ein Bauprojekt von epochaler Wirkung fertiggestellt sein soll. Soweit alles nach Plan geht, vorausgesetzt natürlich."
"Jetzt spannen sie uns doch nicht so auf die Folter", polterte mein Vater dazwischen. Er sah bereits das neue Licht am Horizont aufkeimen und wollte es so schnell wie möglich greifen.
"Also denn", sagte der Beamte, "wenn sie noch etwas Geduld zeigen und bis Frühjahr Zeit hätten, kann ich ihnen eine nigelnagelneue Neubauwohnung als Erstbezüger anbieten."
Jetzt lehnten sich meine Eltern zufrieden zurück: Das war es, was sie gehofft hatten, dass einer der kleinen Beamte ihnen auf dem Leim ging, wenn sie nur mit dem Finger auf mich in der Kugel zeigen. Jetzt war ich mehr als nur willkommen. Bevor ich begriff, dass ich, noch nicht einmal auf der Welt, schon ausgenutzt wurde, war es zu spät. Meine Augen erblickten das Licht im Krankenhaus und einige Zeit, wurde ich noch zwischen einer alten Welt und der Neuen Welt hinundher kutschiert.
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Geburtstag

18/4/2020

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Ach ja, mein Geburtstag. Der ist im Sommer. Und wie es so ist im Sommer, ist dieser Tag immer verregnet. Auch damals schon und heute immer noch. Kein guter Start ins Leben, oder?
Nun, so wie das Leben spielt, ist es halt und ich musste das Beste daraus machen. So habe ich schon von Anfang an meinen Eltern schon viel Scherereien gemacht. Nicht das es nur am sehr frühen Morgen und dem nicht vorhandenen Telefon lag. Nein, auf der Strasse vorm Haus oder in der Nähe gibt es keine öffentlichen Telefonzellen. So musste mein Papa, als die Wehen bei meiner Mama einsetzten, mit dem Fahrrad sich auf die Suche nach einem funktionstüchtigen Apparat machen. Nach 20 Minuten hatte er es geschafft. Bei dem Pförtner eines grossen Werkes, der sich über eine Abwechslung kurz vor dem Ende seiner Nachtschicht sehr freute. Es war es höchste Eisenbahn, der Anruf wurde getätig und der Krankenwagen kam.
Buh, ins Krankenhaus haben sie es mit mir gerade so geschafft. Meine Mama wurde bereits für den Kreißsaal vorbereitet und schon mal in den Vorraum geschoben, während mein Papa an der Anmeldung noch die Formalitäten ausfüllen musste.
Als er zur Angabe des Namens kam, rief er hinter die verschlossene Tür zum Vorraum des Kreißsaals: "Wie sollen wir ihn den nennen?"
"Ich habe ihn Hohle Nuss genannt?"
Also schrieb mein Papa auf das Formular bei 'Wunschname' ...
"Wie?", rief er auf einmal zurück: "Du hast ihn Hohle Nuss genannt?"
"Ja", antwortet meine Mama, "das habe ich."
Da liess mein Papa alles stehen und liegen und rannte die Tür aufstossend in den Vorraum zum Kreißsaal und sah mich im Arm meiner Mama liegen.
Welch eine Freude. Am frühen Morgen so eine schöne Überraschung auf einmal im Arm liegen zu haben.
Jetzt fragt nicht, warum ich mich noch genau erinnern kann, dass es am frühen Morgen war. Ich weiss es eben und aus den späteren Erzählungen, denn bereits zum Mittag konnte sich meine Mama neue Krankenhauskleidung geben lassen und sich umziehen, weil ich, Hohle Nuss, ein sehr grosses Bäuerchen über ihre Schulter gemacht habe,
Kein Wunder hielt mich dann mein Bruder, als ich nach Hause kam, sehr fragend und zurückhaltend in den Händen: 'Wird er jetzt wieder Bäuerchen machen?'.

P.S.: Ob Hohle Nuss überhaupt mein richtiger Name ist, kann ich nicht beweisen, denn auf dem Antragsformular steht bis heute kein Name. Deshalb stelle ich mir seither immer jeden Tag immer wieder die gleiche Frage: Bin ich eigentlich ich oder jemand ganz anderes. Ohne Name, ein Niemand oder doch irgendwer?
Zum Glück ging dann auf dem Amt alles seinen sozialistischen Gang, denn die Partei hatte damals schon immer Recht. Und was damals im Amt gesagt und niedergeschrieben wurde, hatte Bestand. Zumindest bis es unterging. Und schon wieder stelle ich mir die Frage: Ist jetzt alles anders? Bin ich immer noch oder jetzt erst Recht ein Niemand oder doch lieber Hohle Nuss? Egal. Auf Fotos existiere ich...
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Der Anfang

13/4/2020

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Hallo! Jetzt schaut ihr bestimmt ganz komisch und fragt euch: Was ist denn das ... für eine Nuss ... für eine hohle Nuss? Und das stimmt, denn das bin ich. Ich bin es: Ich, hohle Nuss.
So, nun habe ich mich vorgestellt. Das wäre erledigt. Aber ihr wisst immer noch nicht viel mehr über mich, so wie ich nichts weiss über euch. Das macht mich traurig, deshalb werde ich etwas über mich erzählen, damit wenigstens das abgehakt werden kann. Und damit es keine Einbahnstrassenerzählung wird, könnt ihr gerne euch Kommentare niederschreiben. Jedoch bitte so, dass auch ich hohle Nuss diese verstehen kann. Okay? Danke euch.

Also, wo soll ich anfangen? Es gibt so viel zu erzählen. Vielleicht sollte ich das alles nach und nach euch mitteilen. Also, wo anfangen? Hm, ich glaube, für den Anfang reicht es aus, wenn ich euch verrate, dass ich das Licht der Welt erblickte in einem Land, weit, weit weg von uns. In einem Land, das abgeschottet von der restlichen Welt vor sich hin existierte. In einem Land, in das man viel leichter hinein kam, als wieder hinaus. In einem Land, dass seine Grenzen geschlossen hielt. In einem Land, wo man von Tag zu Tag schauen musste, was es am nächsten Tag auf dem Teller gab, denn entweder gab es lange, viel zu lange Schlangen vor oder fast gar nichts in den Regalen der Geschäfte. Ja, auch war man sehr misstrauisch einem Fremden gegenüber in diesem Land und hielt Abstand zu ihnen. Ihr werdet es nicht glauben: In diesem Land gab es tatsächlich andere, die einen verraten haben, wenn man sich mit Fremden traf. Ihr glaubt das nicht? Na dann werde ich euch darüber ein anderes Mal erzählen und noch über vieles mehr. Zeit bedeutet mir nicht so viel, wie vielleicht euch, denn ich habe, das vergass ich euch zu berichten, dieses Land überlebt. Heute gibt es dieses Land nicht mehr oder sieht ganz anders aus. Auch darüber später mehr.
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    Autor: Olaf Kah

    In Dresden geboren, aufgewachsen, studiert, gearbeitet. Über Berlin in die weite Welt gezogen, wohnt er heute in der Nähe von Basel.

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